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Die Skyguide-Tour des Jahres 2011 führt uns durch das Sternbild Leier. Dieses kleine Himmelsareal enthält
zwei Ziele, die bei Teleskoptreffen sehr oft eingestellt werden: ε Lyr
und M 57. Diesen beiden - und einigen weiteren Objekten - werden wir uns
widmen.
Der doppelte Doppelstern ε Lyrae wird gern zur Prüfung der optischen Leistungsfähigkeit von
Instrumenten benutzt. ε 1 und ε 2 Lyrae ist ein 160 Lichtjahre von uns entferntes
Vierfachsternsystem, in dem sich die beiden Doppelsterne um einen gemeinsamen Schwerpunkt bewegen.
Die Hauptkomponenten ε 1 und ε 2 Lyrae stehen knapp 3,5' auseinander - dies ermöglicht es
manchen Beobachtern, sie unter guten Bedingungen schon mit dem bloßen Auge getrennt wahrzunehmen, gut sichtbar
sind sie auf alle Fälle in jedem Fernglas schon bei geringer Vergrößerung (6x, 8x ...)
In einem Teleskop ab etwa 100 mm Öffnung (4"Apo oder 5"Spiegel) entpuppen sich die beiden Hauptsterne ebenfalls als
Doppelsterne, es können also insgesamt vier Sterne beobachtet werden.
Da diese Sterne, insbes. ε 2, nur geringe Helligkeitsunterschiede aufweisen, eignen sie sich bei
ruhiger Luft optimal zum Testen der optischen Qualität von Fernrohren, siehe nachfolgendes Bild rechts:
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Aufsuchkarte der Doppelsterne im "Umfeld" der Wega.
Weniger bekannt ist ein weiterer Doppelstern: δ Lyrae. Die beiden Komponenten
stehen fast 10' auseinander und sind für das freie Auge auf den ersten Blick zu trennen. Beide Sterne befinden
sich zwar in räumlicher Nähe, die gravitative Kopplung wird aber bezweifelt.
Sie gehören jedoch beide zum Offenen Sternhaufen Stephenson 1, der auch
δ-Lyra-Cluster genannt wird. Schon ein Fernglas zeigt etwa 15
kräftigere Sterne südlich der beiden hellen Mitglieder. Der schöne Farbkontrast zwischen δ1
und δ2 Lyrae wird bereits im Fernglas auffällig.
Fast jedes Instrument wird bei einem HTT-Abend wohl einmal auf den
Ringnebel M 57 gerichtet. Dies wollen wir auch im Rahmen dieser
Himmelsführung tun. Das Aufsuchen lohnt sich bereits mit kleinen Instrumenten. Im 10x50-Fernglas bleibt der
Nebel sternförmig, aber ein 20x80-Glas zeigt einen leicht verschwommenen Stern.
M 57 kann relativ leicht gefunden werden, da er etwa in der Mitte der Verbindungslinie der hinteren
Kasten-Sterne der Leier - γ und β Lyrae - steht (siehe auch Grafik unten).
Es lohnt sich, einige Zeit mit diesem Planetarischen Nebel zu verbringen: In mittleren und größeren Instrumenten
lassen sich Helligkeits- unterschiede im Ring erkennen, auch die Breite des Ringes variiert. M 57 ist übrigens
recht hell und eignet sich auch für weniger transpa- renten Himmel. Besitzer größerer Instrumente können sich
am Zentralstern (15,8 mag) versuchen. Uwe Pilz sah ihn bereits einmal in seinem 12-Zöller bei 430x.
Eine gute Luftruhe ist wichtiger als Riesenöffnung: bei schlechtem Seeing hat man selbst in Erhards 42"Dobson
Schwierigkeiten, den Zentralstern zu erkennen, denn das Innere des Nebels wird mit zunehmender Öffnung ja
auch immer heller...
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Telrad-Karte der Objekte im Sternbild Leier (Lyra).
In der ‚nordwestlichen Umgebung' des Ringnebels (nur 4' entfernt) steht die Hintergrund-Galaxie IC 1296.
Mit 14,8 mag ist sie eine visuelle Herausforderung für mittlere Instrumente + gutem Himmel, nachfolgend eine
Aufsuchkartearte der Umgebung vom M 57 (Foto-Ausschnitt), angefertigt auf der HTT- Nordwiese in Jeßnigk beim 3. ATS im
August 2009 von Michael Möckel:
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Links werden zugleich kosmische Dimensionen deutlich:
IC 1296 ist 220 Mio. Lichtjahre von uns entfernt, der Ringnebel M 57 "nur" 2.300 Lichtjahre.
Quasi in der Gegenrichtung, 1,5° südöstlich von M 57, liegt die schwache Galaxie NGC 6700. Sie hat auch nur
14 mag Helligkeit und ist somit visuell eine Herausforderung für den Achtzöller, ein Zwölfzöller zeigt sie ohne
Schwierigkeiten.
Die Nutzer kleinerer Öffnungen können sich am Galaxien-Paar NGC 6702 und NGC 6703 versuchen. Mit 13,3 mag und
12,3 mag stellen sie den Achtzöller nicht vor unlösbare Aufgaben.
Die beiden Objekte sind 10' voneinander entfernt und können gleichzeitig beobachtet werden. -
Zum Aufsuchen dieser drei Galaxien: siehe Telrad-Karte oben.
Das Sternbild Leier enthält einen der ältesten Offenen Sternhaufen überhaupt:
NGC 6791
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NGC 6791 ist an der Grenze zum Schwan gelegen, in der Nähe des Sternpaar θ und η Lyrae.
Das Fernglas
zeigt nur einen matten Schimmer, und auch ein kleines Fernrohr offenbart nicht viel mehr. Da auch die helleren
Mitglieder des Sternhaufens nur 16mag erreichen, lohnt es sich, ein größeres Instrument in diese Himmelsregion zu
richten. Ein glitzerndes Feld aus mehreren Tausend Sternen erschließt sich dann - für jeden Sternfreund ein
faszinierender Anblick - z.B. im 42"-Riesendobson mit 31mm Weitwinkel-Okular!
Und auch die Astrofotografen des 12. HTT sollten sich dieses Sternhaufens annehmen...
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Der Kugelsternhaufen M 56 wird zu Unrecht ziemlich selten in einem Instrument
eingestellt. Mit einer Helligkeit von 8,3 mag ist er ein leichtes Beobachtungs-Ziel für das Fernglas. Einzelne
Sterne offenbaren sich erst in größerer Optik: ein Sechszöller wird zumindest die Randbereiche auflösen. Von der
Sternhelligkeit kein Problem, die hellsten Mitglieder erreichen die 11. Größe. Und auch die Sterndichte ist bei
M56 selbst in seinem Zentrum eher mittelmäßig. Es ist daher kein Problem, den Kugelsternhaufen bereits mit dem
8-Zöller faktisch völlig aufzulösen.
Den Abschluss bildet ein etwas schwierigeres Beobachtungsziel:
Der Planetarische Nebel NGC 6765, welcher nur ein reichliches Grad westnordwestlich von M56 liegt (vergl.
Aufsuchkarte oben).
Er hat bei einem Durchmesser von 40" lediglich eine scheinbare Helligkeit von 13,1 mag.
Mit viel Mühe zeigt ein Sechszöller erste Einzelheiten, wobei Nebelfilter nützlich sind. Eine Fülle von Details
ist erst bei Öffnungen von über 12 Zoll zu erwarten. Dann aber blüht dieser Nebel regelrecht auf...
Wer fertigt eine Zeichnung an?
... Und wer ein gutes Foto ...
... die besten der auf dem HTT entstandenen Astrozeichnungen bzw. Astrofotos möchten wir auch in diesem Jahr
wieder prämieren!
Zum Appetit holen nachfolgende Exponate, die vom HTT-Team stammen und somit nicht am Fotowettbewerb teilnehmen
können.
Zunächst die Milchstraße am glanzvollen Südbrandenburger Himmel im historischen Vergleich:
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Oben links: die Milchstraße von Max Wolf um 1890. Vor dem Beginn der Elekrifizierung - und damit bei völlig
lichtunverschmutztem Himmel - war überall sehr eindrucksvoll die Sternenpracht der Milchstraße
visuell und fotografisch zu beobachten...
Rechts sowie unten:
Die Milchstraße - aufgenommen auf dem 10. HTT im Jahre 2009.
© Ralf Hofner – AstroTeam Elbe-Elster e.V.
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Und nun ein Hauch von Omega Centauri ;-)
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Der berühmte Kugelsternhaufen Messier 13 im Sternbild Herkules am tiefdunklen Jeßnigker Himmel -
aufgenommen im 400 mm / f3.6 - Astrographen der
ELSTERLAND-STERNWARTE. © Michael Möckel – AstroTeam Elbe-Elster e.V.
... Ja - und dann war da doch noch etwas in der Galaxie M 101:
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Die Supernova - eine s/w-Schnellaufnahme - ebenfalls von Michael Möckel in unserer neuen Sternwarte angefertigt.
Sie wird sicher eines der am häufigsten beobachteten Objekte des HTT 2011 werden...
Nachfolgend nun die Links zu den anderen Abschnitten HTT-Skyguides 2011:
→
Planeten
→
Planetoiden + Kometen + Zodiakallichtband
... und hier geht es zurück zur
→
Skyguide Übersicht 2011.
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